Foto und Film in absoluter DunkelheitHerausforderungen für den Fotografen: Die Größe der Hallen, winzige Details, Wasser, Schmutz,...

Zur wissenschaftlichen Arbeit gehört selbstverständlich die fotografische Dokumentation der Hallen. Einen doppelten Nutzen erhalten die Aufnahmen, um dem Interesse der Öffentlichkeit gerecht zu werden. Einem Interesse, dem wir gerne nachkommen, doch die Herausforderungen sind enorm. Zum einen die gigantisch großen Hallen, die kaum auszuleuchten sind, dann wieder mikroskopisch kleine Objekte. Ausgeklügelte Kamerasensorik für Belichtung und Fokussierung, die jedoch in absoluter Dunkelheit nichts messen. Lichtstarke teure Präzisionsoptik in einer Umgebung aus Matsch und Lehm. Präzisionsgelagerte Linsen und harte Schläge beim Durchschlufen der Verstürze. Sensible Mikroelektronik in 100 %iger Luftfeuchtigkeit, in Gischt oder ganz untergetaucht. Entsprechend hoch ist der Verschleiß. Jeder Fotograf entwickelt seine eigenen Tricks: Frischhaltefolie gegen zu starke Verschmutzung oder selbstgebaute Druckbehälter für den Tauchtransport. Kurzum: Es ist Fotografie unter extremen Bedingungen.

Auch beim Personal wird es extrem. Ein Multitalent aus Kletterer, Ausdauersportler, Höhlentaucher, Fotograf und manchmal auch Psychologe ist gefragt. Nur wenige vereinen all diese Anforderungen, so dass Bilder an Orten entstehen, an denen die meisten Menschen mit einer einzelnen dieser Aufgaben überfordert wären. Andi meistert all diese Anforderungen. Wir unterstützen ihn nach Kräften. Nach all den Strapazen des Materialtransports oder am Ende einer langen Expedition sind es immer wieder Andis Disziplin und Durchhaltevermögen, die uns wichtige Aufnahmen ermöglichen. Zur Motivation hat er seine eigenen Techniken. Wenn zum Beispiel die Aufnahmen für eine einzige Einstellung schon eine gefühlte Ewigkeit dauern, die Nerven der Beleuchter und Models erste Anzeichen einer Überbeanspruchung aufzeigen, dann kündigt Andi sein letztes Bild an. Übersetzt heißt dies, die Arbeit kann nun beginnen. Dann kommt Andis allerletztes Bild. Zahlreiche Aufnahmen später kommt dann das allerallerletzte Bild. Nun ist auch der Letzte durchgefroren und wartet ungeduldig auf das Ende. Wenn dann, nach unendlich langer Zeit, der Satz kommt: »Jetzt noch schnell das allerallerletzte Bild, versprochen!«, dann kommen höchstens noch zwei bis drei Aufnahmen. Wir nehmen es mit der entsprechenden Gelassenheit, denn Andi hat recht. Wir haben nur einmal, hier, heute und jetzt die Gelegenheit, dieses Bild zu machen. Niemand würde diesen Gesamtaufwand für ein Wiederholungsbild betreiben, also macht Andi bei jeder Einstellung das unter den Bedingungen maximal Mögliche, ungeachtet der Rahmenbedingungen. Der Erfolg gibt ihm recht und wir sind für seine Willenskraft dankbar, denn jeder genießt zu Hause seine Bilder. Die meisten würde es ohne ihn nicht geben.

Besonders aufwendig sind Aufnahmen in den großen Hallen. Die für diese Lichtmenge notwendigen großen Einmal-Blitzbirnen können nur für zwei bis drei Aufnahmen mitgebracht werden. Vorversuche mit Elektronenblitzen sind notwendig. Auch die Kommunikation im bis zu neun Sekunden dauernden Echo einer großen Halle oder im Lärmpegel des Blaucanyons ist kaum möglich. Dann ist ein eingespieltes Team, das intuitiv die Wünsche des Fotografen umsetzt, Grundvoraussetzung für den Erfolg. Der Rekord liegt bei mehreren Stunden für ein einzelnes Bild. Speziell bei großen Räumen sind wir auf Fotografie angewiesen, um die Größe der Halle zu erfassen, denn unsere Helmlichter beleuchten immer nur einen kleinen Ausschnitt. Bei der Auswertung kommen oft ganz neue Erkenntnisse über Struktur und Anlage der Halle hinzu. Noch aussagekräftiger dokumentieren bewegte Bilder das Thema und lassen die labyrinthisch angelegte Höhle mit räumlichem Eindruck erscheinen. Dies ist besonders für fremde Wissenschaftler wichtig, die selbst nicht in der Lage sind, sich vor Ort ein Bild zu machen, zum Beispiel von einer geologischen Situation. Filmarbeiten erfordern noch mehr Teamarbeit bei Transport und Beleuchtung. Alle müssen perfekt aufeinander eingespielt sein.

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