Märchenhafte Unterwelt

In der „Matrix-Halle“ des Blauhöhlensystems reiht sich Tropfsteinsäule an TropfsteinsäuleZu den Vorträgen der ARGE Blautopf in Blaubeuren und Neu-Ulm erschien am 30. Januar 2012 in der Südwest-Presse folgender Bericht:

 

Märchenhafte Unterwelt

„Arge Blautopf“ zeigt phantastische Bilder aus dem Blauhöhlensystem

Jochen Malmann liegt in einer Schlammpfütze, das Loch vor ihm ist nur 30 Zentimeter groß. Er nimmt den Helm ab, hält die Luft an und zwängt sich durch. Eine Szene aus dem neuen Film der „Arge Blautopf“.

Von Joachim Striebel

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Blaubeuren/Neu-Ulm. In die Tiefen des Blauhöhlensystems sind am Wochenende 1600 Zuschauer in der Stadthalle in Blaubeuren und im Edwin-Scharff-Haus in Neu-Ulm eingetaucht. Werner Gieswein, Andreas Kücha, Eckhard Hinderer und Oliver Schöll von der Höhlentauchergruppe „Arbeitsgemeinschaft Blautopf“ berichteten über die aktuellen Forschungen im Blauhöhlensystem.

Bei den Veranstaltungen zugunsten der Aktion 100 000 und Ulmer helft der SÜDWEST PRESSE stand ein 40 Minuten langer Film mit phantastischen Aufnahmen aus der märchenhaften Blaubeurer Unterwelt im Mittelpunkt.

Gefilmt von Andreas Kücha, dem stellvertretenden Projektleiter der „Arge Blautopf“, machen sich Projektleiter Jochen Malmann und Oliver Schöll über den an der B 28 gebohrten Zugang auf in die Höhle. In Lkw-Schläuchen sitzend, paddeln sie 240 Meter durch die Höhlenseen „Mörikedom“, „Mittelschiff“ und „Äonendom“. Dann geht’s durch einen schlammigen Höhlenfluss, bis in einem Seitengang die 30 Zentimeter schmale Engstelle wartet. Malmann und Schöll robben durch.

Der Lohn ist ein phantastischer Blick in die „Salle des Excentriques“. Filigrane Stalagtiten hängen von der Decke, manche Tropfsteine, die „Excentriques“, wachsen in alle Richtungen. Ehe die Forscher den Höhlenraum betreten, ziehen sie saubere Overalls an und streifen Plastiktüten über die lehmverschmierten Gummistiefel. „Der Bereich muss geschützt werden“, sagte Andreas Kücha beim Vortrag. Die „Salle des Excentriques“ werde – falls die Stadt Blaubeuren eine touristische Erschließung verwirkliche – nicht zur Schauhöhle, betonte er. Faszinierende Aufnahmen zeigten die Forscher in dem gemeinsam mit Bernhard Lechner und Karl Gehring von den Ulmer Film- und Fotoautoren (UFFA) erstellten Film auch von der „Matrix-Halle“. Dort reiht sich eine Tropfsteinsäule an die andere, der Boden ist von Sinterbildungen überzogen. Die Männer ziehen ihre Schuhe aus, gehen in Socken. „Das ist fast schon surreal“, sagte Oliver Schöll. Eines der Gebilde ist nur etwa sechs Zentimeter dick und zehn Meter hoch. Als Kontrast zur märchenhaften Matrix-Halle zeigten die Forscher Aufnahmen aus dem weiter hinter folgenden „Blaucanyon“.

Dort stürzen mit ohrenbetäubendem Lärm Wasserfälle in die Tiefe, die Forscher halten sich an Kletterseilen fest. Dass das Blauhöhlensystem eine lebensfeindliche Welt ist, zeigen die Aufnahmen vom „Friedhof der Kuscheltiere“. Dort liegen 18 Marder-Skelette.

Nicht weiter kommt die 21-köpfige Forschergruppe derzeit am so genannten Endversturz, der rund vier Kilometer vom Blautopf entfernt ungefähr unter der Ortschaft Wennenden liegen dürfte. Eckhard Hinderer zwängte sich dort zwischen Steinblöcke. Er stieß nicht durch, spürte aber einen Luftzug. Er ist überzeugt, dass es weiter geht.

Ziemlich sicher, aber noch nicht bewiesen ist, dass es zwischen der von der „Arge Blaukarst“ entdeckten Hessenhauhöhle (2491 Meter) bei Berghülen und dem 8,7 Kilometer langen Blauhöhlensystem eine Verbindung gibt. Wie Hinderer ankündigte, soll demnächst ein Färbversuch in Zusammenarbeit mit der Uni Karlsruhe Klarheit bringen. Farbige Flüssigkeit, die auf der Alb ausgekippt wird, soll den Verlauf der unterirdischen Wasserabflüsse zeigen.

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